Ort mit Geschichte
Wallertheim gehört zu den Orten, dessen Vorzeit durch verschiedene Besitzer und der häufigen Zerstörungen des Dorfes ziemlich im Dunkeln liegt. So wird Wallertheim erstmals im Jahre 1250 urkundlich erwähnt.Seine Einwohnerzahl betrug im Jahre 1815 nur 776, im Jahre 1910 bereits 1226, im Jahre 1953 durch den Zuzug von Evakuierten und Vertriebenen 1440 und heute sind es 1600 Einwohner.
Wallertheimer Glashündchen
Die kleine Hundefigur von nur 2,1 cm Länge besteht aus blauem Glas, dessen hohler, walzenförmiger Körper mit spiralig aufgelegten weißen Glasfäden verziert ist: Ohren, Schwanz und Beine tragen eine gelbe Fadenauflage.
Die Figur stammt aus Grab 31 des eisenzeitlichen Gräberfeldes am westlichen Rand der Ziegelgrube von Wallertheim, das sich dadurch auszeichnet, dass auf ihm einzelne Gräber oder kleinere Grabgruppen von quadratischen Grabenanlagen eingefasst werden.
Ein Phänomen, das auch aus anderen Gebieten des keltischen Gebietes der Mittel- und Spätlatènezeit, etwa aus Frankreich, bekannt ist.
Namensgebung
Wallertheim hieß in früheren Jahren:
1305 Waldirtheym,
1312 Waldtheym,
1335 Walderthem,
1576 Watterdum
und im 17. Jahrhundert Wallerthumb.
Da der Ortsname auf „heim“ endet, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Wallertheim ehemals eine fränkische Siedlung war. Diese Siedlungen sind zwischen dem 5. bis 8. Jahrhundert entstanden.
Die Annahme, dass in der Gemeinde bereits wesentlich früher gesiedelt wurde, zeigen die vielen Funde aus fast allen vorgeschichtlichen Zeitepochen.
Besitztümer
Wallertheim gehörte zu dem Besitztum des Grafen von Leiningen-Dachsburg zu Guntersblum. Auch die Wild- und Rheingrafen waren hier begütert. Das frühere Schulhaus, 1727 erbaut, war rheingräflich-daunisches Amtshaus.
Verschiedene Häuser in der heutigen Obergasse, wie z. B. die Gebiete der Herren Günther Decker und August Decker, waren ebenfalls rheingräflich. Sie hießen bis in die heutige Zeit noch die Mennonitenhöfe, weil sie mit einigen hundert Morgen Land an die Mennoniten verpachtet waren. Eines dieser Gebiete soll ein sogenannter „Freihof“ gewesen sein. In diesem Hof waren Verbrecher 3 Tage lang sicher vor der damals ziemlich langsamen Justiz.
Neben dem Grafen v. Daun waren um 1600 auch die Herren von Erbach mit Grundbesitz im Ort begütert. Es wurde als Erbacher Hofgut bezeichnet und es handelt sich heute um das Gebiet der Familie Rüdinger.
Vor dem Jahre 1600 finden wir sogar adlige Namen in Wallertheim. Zu ihnen gehörten die Familien von Katzenellnbogen, von Heringen und von Elß sowie die Junker von Rüdesheim. Diese adligen Namen sind schon lange erloschen. Wallertheim war in früherer Zeit, wie die meisten Dörfer, mit einem tiefen Graben umgeben und die Ausgänge mit verschließbaren Pforten versehen.
Wallertheimer Funde
Wallertheim ist durch diese Funde mehr als nur in Heimat-Forscherkreisen bekannt geworden. Auf dem Grundstück der Wallertheimer Ziegelei wurden Funde geborgen, die auf ein Gräberfeld der mittleren Bronzezeit (1600-1200 v. Chr.) und der keltischen La-Tène-Zeit (400 v. Chr. bis Christi Geburt) hinweisen. Auch ein Gräberfeld aus der Hallstattzeit (ältere Eisenzeit 700-400 v. Chr.) und ein Grab aus der jüngeren Bronzezeit (1200-700 v. Chr.) wurden entdeckt.
Auch sei auf die Fundstelle einer Jagd- und Tränkestelle der älteren Steinzeit, die Reste von Tieren aufwies, die heute in unserer Heimat nicht mehr vorhanden oder ganz ausgestorben sind, hingewiesen. Knochenreste von Menschen aus dieser Zeit wurden nicht gefunden, doch künden primitivste Stein- und Knochenwerkzeuge sowie Waffen und Vorhandensein menschlichen Lebens. Die Funde kamen größtenteils in das Mainzer Naturhistorische Museum. Außer diesem besitzen auch die Museen in Alzey und Worms wertvolle Stücke.
Gräben, Pforten und Port
Großen Wert müssen unsere Vorfahren diesem Dorfgraben beigelegt haben, denn dieser wurde noch im Jahre 1700 von den sogenannten „Seegräbern“ in seiner Breite und Tiefe erhalten. Auch war es bei Strafe verboten, einen Steg (Brett) darüber zu legen. Die Pforten waren von Torwächtern bewohnt, welche die Tore täglich öffneten und schlossen. Der Dorfgraben war an vielen Stellen mit Effen bepflanzt, was urkundlich belegt ist. Der Effengarten lag an der Wasserpforte gleich links am Wege nach Gau-Weinheim. Der Name dieses Feldes zwischen Dorfgraben und Wiesbach erinnert an die Effen, die dort am Grabenrand gestanden haben.
Noch im Jahre 1770 standen Ulmen auf dem Dorfgraben vor der Stegpforte. Überreste des Grabens sind nicht mehr vorhanden. Nach allem, was betreffs der Gräben sowie den zahlreichen Bäumen an ihren Rändern, auf der Dorfgasse, am Rathaus, auf dem Clappes und in den Gerichtsakten der Gemeinde Wallertheim zu finden ist, bot das Dorf dem Auge ein ganz anderes Bild als heute.
Es lag um 1600 und später noch im dichten Kranze seiner Effen, und selbst zwischen seinen Giebeln und Dächern lugte das Grün verschiedener Baumgruppen hervor. Erwähnenswert ist auch eine Ulme, ein sogenannter Freiheitsbaum, der unter großer Beteiligung der Gemeinde 1796 im Mittelpunkt des Ortes, dort wo sich vier Straßenzüge strahlenförmig treffen – die Obergasse, die Mausegasse, die Wassergasse und die Agnesienstraße – gepflanzt wurde. Eine weitere 1813 angepflanzte Ulme stand am Kirchplatz. Diese beiden Bäume mussten infolge Altersschwächen beseitigt werden.
Der Name „Port“ ist heute noch gang und gebe. Die Stegpforte war eine kleine Pforte in Richtung Schimsheim, die nur zum Ein- und Ausgehen, nicht zum Fahren benutzt werden konnte. Der Weg durch die „Beckelumer Port“ verlief geradeaus in Richtung Bahnhof, bog rechts ab durch den „Speß“ nach Gau-Bickelheim. Die alten Wege zogen sich immer zu Anhöhen hin, nie unten im sumpfigen Wiesental.
Straßennamen
Vor 1600 traten Straßennamen auf, die heute noch in Gebrauch sind. Wassergasse, Steggasse, Mühlgasse, Kirchgasse und Kirchgäßchen, um nur einige zu erwähnen. Später (vor 1800) kommen noch Schelmenzugstraße und Schenkelgasse hinzu. Manche dieser alten Straßennahmen verdienen besonders erwähnt zu werden. Die Mausegasse z. B. führt ihren Namen nach dem alteingesessenen Einwohner Hans Maus, der um 1580 lebte und dessen Hofbreite fast die ganze Westseite der genannten Gasse einnahm.
Die Pfaffen-Peter-Straße führt in die Richtung, wo Gärten und Felder (einst Wiesenstücke) im „Pastorsgarten“ nördlich des Dorfgrabens liegen und wo sich um 1600 diesseits des Grabens der „Kirchgarten“ befand. Offenbar erinnert dieser Straßenname an einstige Besitzverhältnisse in jener Gegend. Auch der Name der Schenkelgasse erinnert an frühere Eigentumsverhältnisse. „Schenkel“ werden auch um 1600 und später noch die Teilgüter genannt, die beispielsweise aus dem in der Gemarkung zerstreut liegenden Besitz des Klosters Eberbach gebildet und an Einwohner in Pacht gegeben waren.
Ein Sackgäßchen, die heutige Schelmenzugstraße, weist darauf hin, dass verurteilte Verbrecher (sogenannte Schelmen) ihren letzten Gang durch diese Straße zur Galgenwiese antreten mussten.
Diese Galgenwiese befand sich zwischen Wallertheim und Gau-Weinheim. Durch die Mühlgasse ging in älterer Zeit der Weg zur Katzensteiger Mühle. Sie führt auch ziemlich in diese Richtung und stellt wohl die kürzeste Verbindung des Dorfes mit der Mühle dar.
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